Man kann bauen was man will, wenn der Fahrplan Mist ist

IMG_5423Zum Informationsabend in Markt Schwaben zum Thema ÖPNV – Zweite Stammstrecke und die Auswirkungen auf die S2 und S4 im Landkreis Ebersberg und Erding folgten der gemeinsamen Einladung des Ebersberger Piraten Kreisvorstandes und Erdinger Stammtisches viele Interessierte Bürger aus beiden Landkreisen.

Im Restaurant Gallo Nero saßen vierzehn Menschen zusammen und hörten dem knapp 1,5 Stunden langen detaillierten Vortrag von Andreas Witte, profilierter ÖPNV-Experte der Piratenpartei und Direktkandidat im Stimmkreis Miesbach (120) für die Landtagswahl gebannt zu. Er verglich auf den Folien die Vorher – Nachher Situation und zeigte Nachteile auf bei dem geplanten S-Bahn-Betrieb nach der Fertigstellung des zweiten Stammstreckentunnels.

Dabei ging es insbesondere um die S2 Richtung Erding und die S4 Richtung Grafing bzw. Ebersberg. Unter dem Credo „Man kann bauen was man will, wenn der Fahrplan Mist ist“ stellte Andreas Witte einen um den anderen Nachteil des Betriebskonzeptes heraus. Unter anderem:

– Die heute fahrenden Express-S-Bahnen ab Erding fahren nicht mehr und werden aufgegeben.

– Die heute bestehende Direktumsteigeverbindung von Ebersberg nach Markt Schwaben und umgekehrt in Berg am Laim entfällt und wird durch nur 2 statt 3 Verbindungen ersetzt

– Der heute bestehende 10-Minuten-Takt bis Zorneding entfällt – es kommt ein 15-Minuten Takt mit 2 Express-S-Bahnen, die nicht überall halten.

– Die Fahrzeit von Erding aus zum Karlsplatz wird sich durch Umsteigezwang um 7 Minuten verlängern, wärend sich die zum Marienplatz bzw. Marienhof nur um 3 Minuten verkürzt.

– Es gibt nur noch 2 statt heute 3 S-Bahnen nach Ebersberg

– Da bereits alle 10 Minuten eine S2 bis zum Ostbahnhof fährt und ein 10-Minuten-Takt bis Zorneding besteht, braucht weder der LK Erding noch der LK Ebersberg die zweite Stammstrecke. Ein viergleisiger Ausbau Markt Schwaben – Riem ist dringlicher!

– Durch eine Umstellung in einen 15-Minuten-Grundtakt gerät der ganze anschließende ÖPNV aus den Fugen, der derzeit einen 20-Minuten-Grundtakt mit der S-Bahn teilt und dadurch immer gleiche Umsteigeverbindungen sichert. Eine Finanzierung der MVV-Umstellung auf einen 15-Minuten-Takt (zusätzliche Busse) müsste durch Gemeinden und Landkreise finanziert werden oder es droht die Ausdünnung des Angebots auf einen 30-Minuten-Grundtakt im MVV.IMG_5444

Die Piraten kritisieren unter anderem die verkehrte Reihenfolge von Bauprojekt und dazu schön gemachtem Fahrplan und fordern, erst einen Zielfahrplan zu erstellen und dann daraus die nötigen Bauwerke abzuleiten. Die Piraten wollen insbesondere einen 10-Minuten-Takt auf allen S-Bahn-Ästen und haben dabei im Wesentlichen das BKS-Konzept zum „Teilausbau des Südringes“ übernommen und an einigen Stellen erweitert.

Anstelle der Express-S-Bahnen soll der Regionalverkehr nach dem Vorbild der BOB gestärkt werden, welche Werktags auch am Harras und Siemenswerke hält und damit Umsteigemöglichkeiten in die U-Bahnen anbietet. Neben einem Halt des Regionalverkehrs in Trudering sollen mindestens zu Großmessen der Regional- und Fernverkehr über Mühldorf auch in Riem halten und eine Messeseilbahn eine unschlagbare Verbindung zwischen Englschalking, Riem und der Messe herzustellen.

Die Messeseilbahn soll sich mit 8 m/s bewegen und 35 Personen pro Gondel fassen. Außerdem sollen die Gondeln umlaufen, so dass selbst mit einer deutlich teureren U-Bahn-Verlängerung nicht erreichbare 4200 Personen pro Stunde befördert werden können. Ebenfalls sollen die Bahnsteige in Markt Schwaben intelligenter genutzt werden: Wenn man mit einer aus Erding kommenden S-Bahn in Markt Schwaben am gleichen Bahnsteig, aber am Gleis gegenüber, sofort in einen Regionalexpress nach München einsteigen kann, dann verkürzt sich die Fahrzeit stärker als durch die Express-S-Bahnen.

Alexander Fox, Bezirkstagskanidat:
bzpt

Ich halte die zweite Stammstrecke für einen riesigen Nachteil für die Erdinger Region, die alle Pendler und Schüler nach München benachteiligt. Das Geld könnte sinnvoller im ÖPNV verwendet werden. Andreas Witte konnte mit seinem Vortrag Klarheit schaffen und die Nachteile im Münchner Osten darlegen. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen wird die mehrfache Umsteigerei ein Horror.


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